|  Leserfragen 
an Benjamin Creme aus dem Share International Magazin (1990  1991)  
 F: 
Könnten Sie uns eine ungefähre Vorstellung geben von den wirtschaftlichen 
Veränderungen, die stattfinden werden? (Juni 1990) BC: 
Die Verteilung der Ressourcen ist das Grundproblem in der Wirtschaft und ist tatsächlich 
die geistige Krise der Welt heute. Diese spirituelle Krise hat ihren Brennpunkt 
auf der politischen und ökonomischen Bühne. Deshalb kommt Maitreya in 
erster Linie als ein politischer und wirtschaftlicher Lehrer.   Obwohl seine 
Lehre nicht religiös ist, hat sie mit dem geistigen Leben und mit rechten 
mitmenschlichen Beziehungen zu tun. Wenn wir die Ressourcen der Welt miteinander 
teilen, machen wir den ersten Schritt zur Auflösung des Unglücks auf 
der Welt, und den ersten Schritt zu unserer Göttlichkeit.  Wie ich es 
verstehe, wird die Methode eine hochentwickelte Art von Tauschhandel sein, bei 
der Nationen ihre überschüssigen Ressourcen zusammenlegen und sie fair 
und gerecht, nach Bedarf verteilen. Es liegt an uns, nichts wird aufgedrängt 
und viele verschiedene Vorstellungen werden kursieren. Als grundsätzliches 
Minimum ist das Ziel: angemessene, richtige Ernährung, Obdach, Gesundheitspflege 
und Ausbildung für alle als universelle Rechte. F: 
Wird Lord Maitreya uns lehren, wie wir teilen können? Es ist zum Beispiel 
ziemlich schwer zu begreifen, wie wir eigentlich Menschen auf der anderen Seite 
der Erde helfen können, während wir hier in London leben. (Nov. 1991) BC: 
Das ist nicht so schwer zu verstehen, wenn sie daran denken, dass am Ende des 
Zweiten Weltkrieges die europäische Wirtschaft vollkommen auf den Knien lag. 
Man musste mit buchstäblich Millionen Flüchtlingen fertig werden; die 
Konzentrationslager wurden geöffnet und Millionen Internierte freigelassen. 
Es war ein enormes Problem: Deutschland war durch Bomben zerstört, die meisten 
Städte lagen in Trümmern. Das traf auch auf bestimmte Gebiete in Frankreich 
und Belgien sowie in England zu  ich muss nicht weiter in Details gehen. 
  Europa  und die Sowjetunion  waren ramponiert und was geschah? 
Tausende von Meilen entfernt, auf der anderen Seite des Ozeans, hatte ein Amerikaner 
namens George Marshall einen hervorragenden Plan  der Marshall-Plan wurde 
Wirklichkeit; Geld und Güter wurden auf einer Art Leasing- oder Verleihbasis 
von den Vereinigten Staaten nach Europa verschifft  die weltweit größte 
Aktion des Teilens veränderte Europa. In wenigen Jahren kam die Wirtschaft 
in Gang und die Städte wurden wieder aufgebaut.  Teilen auf weltweiter 
Basis ist möglich, wenn man das Konzept und den Willen dazu hat. Man muss 
lediglich erkennen, was notwendig ist, und einen Weg finden, es umzusetzen.  
  Die Meister haben einen sehr einfachen Plan, der nicht von ihnen, jedoch 
mit ihrer Hilfe ausgearbeitet wurde; d.h. von einer Gruppe Eingeweihter, Wirtschafts- 
und Finanzfachleute von internationalem Rang, die ebenfalls Mitglieder der Geistigen 
Hierarchie sind: jede Nation wird gebeten, eine Bilanz dessen aufzustellen, was 
sie hat und was sie braucht.   Auf diese Weise lässt sich der Weltkuchen 
feststellen. Alle Nationen werden gebeten, den Überschuss aus jedem Bereich 
in einen gemeinsamen Fond einzubringen.   Eine neue Vermittlungsstelle der 
Vereinten Nationen, die sich nur mit der Verteilung der Güter beschäftigt, 
wird unter Aufsicht eines Meisters oder zumindest eines Eingeweihten dritten Grades 
eingerichtet. Und so wird durch einen einfachen Prozess des Teilens und Tauschens 
eine hochentwickelte Form des Tauschhandels das derzeitige Wirtschaftssystem ersetzen. 
Das wird nicht sofort geschehen, jedoch nicht in allzu ferner Zukunft.  Der 
in Japan beginnende Börsenkrach wird die Regierungen zwingen, gewisse Prioritäten 
zu setzen, die Maitreya folgendermaßen angegeben hat: (1) die Versorgung 
der Bevölkerung mit ausreichender und richtiger Nahrung, (2) die Zuteilung 
von angemessenem Wohnraum und Obdach, (3) ein Angebot an Ausbildung und Gesundheitsversorgung 
für alle als natürliches Recht. Das dürfte nicht zu viel verlangt 
sein  Ernährung, Wohnungen, medizinische Betreuung und Bildung -, aber 
nirgends auf der Welt ist das selbstverständlich. Nicht einmal in der Vereinigten 
Staaten, die sich als reichste und, militärisch gesehen ganz sicher, mächtigste 
Nation der Welt betrachten, gilt dies als allgemeines Recht.   33 Millionen 
Menschen leben in den Vereinigten Staaten offiziell unter der Armutsgrenze. Wenn 
diese einfachen, grundlegenden Prioritäten eingeführt wurden, haben 
wir eine veränderte Welt. Sobald wir unsere Verantwortung für die Dritte 
Welt erkennen, werden wir das Prinzip des Teilens richtig umsetzen. F: 
Maitreya sagte, dass im Islam für Geld keine Zinsen verlangt werden dürfen. 
Sollte der Westen sein Wirtschaftssystem abschaffen, weil es auf Zinsen beruht? 
(Juni 1991) BC: 
Die kurze Antwort darauf ist ja.   Es ist ein völlig irrationales System, 
das uns an den Rand des Abgrunds gebracht hat. Maitreya nennt die Marktkräfte 
 sie sind die Grundlage des westlichen Wirtschaftssystems und ein anderes 
Wort für Habgier  die Kräfte des Bösen. Er sagt, 
nichts ist destruktiver, als blind den Marktkräften zu folgen, und jede Nation, 
die das macht, erntet Zerstörung.   Die Philosophie der Marktkräfte 
setzt voraus, dass alle auf der gleichen Stufe stehen, mit gleich viel Geld und 
den gleichen Bedürfnissen.  In Wirklichkeit aber wird die Kluft zwischen 
der entwickelten und der Dritten Welt täglich größer. Man verlangt 
von den Ländern der Dritten Welt, dass sie sich den Marktkräften anpassen 
 und wenn sie bei der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds 
Hilfe suchen, ist die unvermeidliche Bedingung für diese Hilfe, dass sie 
ihre Wirtschaft reorganisieren und dabei dem freien Markt den Vorrang geben.   
Das zerstört die Wirtschaft in der Dritten Welt so eklatant, dass im vorletzten 
Jahr 40 Billionen Dollar mehr an Schuldenrückzahlungen aus der Dritten in 
die entwickelte Welt flossen, als umgekehrt in Form von neuen Anleihen. Das hat 
nichts mit Hilfe zu tun. Es ist Wucher. F: 
Ist das, worüber wir reden, nicht in Wirklichkeit die Lehre von Karl Marx, 
und liegen da nicht die Fehler des kapitalistischen Systems? Wenn dem so ist, 
sollten sich die Leute dann nicht noch stärker politisch engagieren? (Juni 
1991) BC: 
Es geht hier nicht um Karl Marx oder um Kommunismus gegen Kapitalismus. Kommunismus 
ohne Kapitalismus hat keine Chance. Das hat sich in der Sowjetunion herausgestellt. 
Er vermag sich zuwenig den Erfordernissen der modernen Welt anzupassen, deshalb 
konnte er sich nicht halten und ist in der Sowjetunion in ein Chaos geraten.   
Kapitalismus ohne Sozialismus ist wie ein großer Hai im Wasser, der alles, 
was er sieht, auffrisst; er hat kein Gefühl für die Gruppe und für 
soziale Verantwortung. Wir müssen das Beste aus beiden Systemen zusammenbringen. 
  Dafür ist, laut Maitreya, die Vereinigung Deutschlands ein Symbol. Die 
Union von Ost- und Westdeutschland bedeutet den Zusammenschluss zweier gegensätzlicher 
Systeme, des Kapitalismus und des Kommunismus, und das Resultat wird, wie Maitreya 
sagt, eine Art Sozialdemokratie sein, die weder das eine noch das andere ist, 
sondern eine Fusion der besten Seiten von beiden.   Beide sind notwendig. Der 
Sinn für Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und soziale Fürsorge des 
Kommunismus ist für den Westen notwendig, aber der Osten braucht den Sinn 
für die Freiheit des einzelnen in bezug auf reisen, reden und denken. Das 
wird, sagt Maitreya, in Europa ganz allmählich zur Norm werden und schließlich 
auf der ganzen Welt. F: 
Wie würde ein geeignetes sozioökonomisches System für das kommende 
Zeitalter aussehen? (Jan./Feb. 1991) BC: 
Nach meiner Meinung müsste es die innere Verbundenheit der Menschen untereinander 
und mit dem Planeten widerspiegeln. Ein hinreichendes Auskommen müsste das 
gegenwärtige System der Überproduktion, des Wettbewerbs und der Verschwendung 
ersetzen. Deshalb sollten gegenseitige Abhängigkeit und Zusammenarbeit, soziale 
Gerechtigkeit, Freiheit und Teilen die Schlüsselbegriffe für ein lebensfähiges, 
auf geistiger Basis beruhendes System sein.   Auch müssten individuelle 
Initiative und kreatives Unternehmertum der Menschen berücksichtigt und dafür 
Möglichkeiten vorgesehen werden, aber nicht auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit 
und des Gruppenwohls.    Nicht Kapitalismus gegen Kommunismus, sondern soziale 
Demokratie oder demokratischer Sozialismus mit voller Beteiligung des ganzen Volkes 
an seiner eigenen Regierung. Hausfrauen, Ärzte, Künstler, Lehrer und 
so fort, könnten ihren vollen Beitrag in der Volksregierung leisten; für 
das Volk und durch das Volk; etwas das bis jetzt noch nie erreicht wurde, weder 
im Osten noch im Westen. F: 
Ich habe gelesen, dass der Plan für die Menschheit mehr Freizeit für 
die Menschen beinhaltet. Daraus erheben sich verschiedene Fragen: (1) Wie können 
sich Werktätige mehr Freizeit leisten bei geringerem Einkommen und weniger 
Arbeitsstunden? Wird die Freizeit subventioniert? (2) Welches Schicksal erwartet 
den Arbeitslosen auf einem immer kleiner werdenden Arbeitsmarkt, der wenig Hoffnung 
auf ein ausreichendes Einkommen hat und die Freizeit sowieso nicht genießen 
kann? (3) Wird der erwartete Börsenkrach einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit 
verursachen? Wie werden wie Regierungen damit umgehen? (Dez. 1990) BC: 
Es ist unvermeidlich, dass der vermehrte Einsatz von Robotern bei Herstellungsprozessen 
sogar noch weit mehr Arbeitslosigkeit nach sich zieht. Das geschieht jetzt schon 
weltweit, besonders in industriell entwickelten Ländern. Der Einsatz von 
Robotern bringt jedoch mehr Wohlstand, und mit einer vernünftigen Weltwirtschaft, 
die auf Zusammenarbeit und Teilen der Ressourcen und Technologien beruht, wird 
die Fähigkeit, die menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen und auch 
die Freizeit zu verlängern, praktisch möglich. Besonders die kommende 
Technologie des Lichts wird die Menschheit von vielen ihrer heutigen selbstauferlegten 
Beschränkungen befreien.  Der kommende Börsenkrach wird unweigerlich 
viel Arbeitslosigkeit verursachen. Das wird dazu führen, dass die Regierungen 
ihre Prioritäten völlig ändern: die Bereitstellung ausreichender 
Nahrungsmittel, Wohnung, Gesundheitsversorgung und Ausbildung werden zum höchsten 
Gebot aller fortschrittlichen Nationen. Die heutige Verschwendung der Ressourcen 
durch Aufrüstung und Konkurrenzkämpfe wird verschwinden. Eine vernünftige 
und tragfähige wirtschaftliche Struktur, die auf einem hinreichenden und 
lebenswerten Auskommen basiert, wird zur Norm werden. Freizeit wird ein natürliches 
Nebenprodukt einer solchen Struktur.    |